
An der neuesten Ausgabe der Schweizer Immobiliengespräche diskutierten Experten unter der Moderation von Prof. Dr. Christian Kraft (HSLU) die Auswirkungen von Naturgefahren auf Immobilienwerte. Der Tenor der Veranstaltung, die Galledia Fachmedien zusammen mit der SVIT-Bewertungskammer ausrichtete: Neben der Reduktion von CO₂-Emissionen (Mitigation) wird die Anpassung an unvermeidbare Klimafolgen (Adaption) zum entscheidenden Faktor.

Christian Kraft (Bild: Holger Jacob)
Roger Baumann, COO und Head Product Development Real Estate bei der Zurich Investment Management eröffnete mit einer globalen Perspektive. Für die Zurich, die Immobilien im Wert von 25 Milliarden US-Dollar verwaltet, ist die Analyse physischer Klimarisiken zentral. Überraschendes Ergebnis ihrer Portfolioanalyse: In der Schweiz sind neben Überschwemmungen zunehmend Wind und Hagel die relevanten Gefahren. Baumann betonte die Notwendigkeit datengetriebener Modelle, um von der Portfolioebene auf das Einzelobjekt herunterzubrechen.

Roger Baumann (Bild: Holger Jacob)
Jacqueline Schweizer, Partnerin bei Wüest Partner, untermauerte die Relevanz mit Marktdaten. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Naturgefahren bereits heute Preisabschläge bei Einfamilienhäusern verursachen können – bei Hangmuren sogar bis zu 30 Prozent. Die grösste Herausforderung sieht sie jedoch in der Hitze: Bis 2050 könnten über 40 Prozent der Gebäude starker Hitze ausgesetzt sein. In Zürich könnten Tropennächte massiv zunehmen, was die Aufenthaltsqualität und damit die langfristige Vermietbarkeit gefährdet.

Jacqueline Schweizer (Bild: Holger Jacob)
David Guthörl, Leiter Nachhaltigkeit der Allreal Gruppe, zeigte anhand konkreter Projekte, wie Klimaresilienz baulich umgesetzt wird. Am Beispiel des Projekts «Baarermatte» illustrierte er, wie Bestandsbäume, Pfahlbauten für die Luftzirkulation und das Schwammstadt-Prinzip nicht nur der Klimaanpassung dienen, sondern auch die Wohnqualität steigern. «Ein Baum ersetzt 20 bis 30 Split-Klimageräte», so Guthörl.

David Guthörl (Bild: Holger Jacob)
Jan Eckert, CEO Switzerland und Chairman Capital Markets DACH bei JLL, warnte abschliessend vor den finanziellen Folgen. Physische Risiken beeinflussen zunehmend Transaktionen und Finanzierungen. Wenn Gebäude nicht mehr versicherbar sind, drohen sie zu «Stranded Assets» zu werden. Neben den physischen Schäden zwingt vor allem die Regulatorik (EU-Taxonomie, Reporting-Pflichten) Investoren zum Handeln.

Jan Eckert (Bild: Holger Jacob)
Ein Fazit des Panels: Viel hängt bei der Analyse der Klimarisiken von der Datenlage im Portfolio ab. «Das Sammeln und der Aufbau von Informationen sind zentral, um Risiken zu erkennen und frühzeitig gegensteuern zu können», resümierte Moderator Christian Kraft.

Podiumsdiskussion (Bild: Holger Jacob)
Der Rückblick 107. Schweizer Immobiliengespräch ist von IMMOBILIEN Business.


